Bei Chemotherapie

Bedeutung der Zahngesundheit bei Chemotherapie

Die Diagnose Krebs stellt das Leben auf den Kopf und erfordert schnelle Entscheidungen über Behandlungswege und -optionen. Während Sie sich auf Ihre Gesundheit konzentrieren, können Aspekte wie Ihre Zahngesundheit leicht in den Hintergrund rücken. Doch gerade während einer Krebsbehandlung ist eine intensive Zahnarztbetreuung von großer Bedeutung.

Chemotherapie kann unangenehme Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Geschmacksverlust und Entzündungen im Mundbereich hervorrufen. Hierbei sind gesunde Zähne und kräftiges Zahnfleisch besonders widerstandsfähig gegenüber diesen Effekten. Unser Ziel ist es, Sie in dieser herausfordernden Zeit bestmöglich zu unterstützen und die möglichen Schäden an Zähnen und Zahnfleisch zu minimieren sowie Beschwerden zu lindern.

Auswirkung auf die Mundgesundheit

Die Behandlung einer Krebserkrankung, sei es durch Bestrahlungen oder Chemotherapie, bringt oft eine Vielzahl von Nebenwirkungen mit sich. Während diese Therapien darauf abzielen, die Krankheit zu bekämpfen, können sie gleichzeitig Auswirkungen auf die Mundgesundheit haben. 

Hierbei sind besonders Mundtrockenheit, verändertes Geschmacksempfinden und Entzündungen der Mundschleimhaut und des Zahnfleischs häufig auftretende Symptome. Die eingenommenen Medikamente können nicht nur die Stabilität des Kieferknochens beeinflussen, sondern auch das Zahnfleisch und die Zähne beeinträchtigen. Zudem können Bestrahlungen im Kopfbereich zusätzliche Auswirkungen auf die Mundgesundheit haben. Um diesen möglichen Problemen vorzubeugen, ist es ratsam, bereits vor Beginn der Krebstherapie eng mit Ihrem Zahnarzt zusammenzuarbeiten.

Die Kassenzahnärztliche Vereinigung hat hierzu für betroffene Patienten einen ersten Überblick rund um die Mund- und Zahnpflege zusammengestellt: Krebskranke in der Zahnarztpraxis – So schützen Sie Zähne und Zahnfleisch während der Krebsbehandlung.

Dr. Daniel Jäger von MED:SMILE mit grauer OP-Mütze und Mundschutz vor Monitor im Behandlungsraum

„Nehmen Sie vor der Behandlung Kontakt mit uns auf, um eine umfassende Beratung und Untersuchung durchzuführen. Auf diese Weise können eventuell notwendige Zahnbehandlungen vor Beginn der Krebstherapie abgeschlossen werden. Dies trägt dazu bei, dass Sie die Behandlung mit gesundem Zahnfleisch und starken Zähnen beginnen, was das Risiko für die genannten Nebenwirkungen verringern kann.“

Dr. Daniel Jäger

Warum die Mundgesundheit wichtig für die Allgemeingesundheit ist

Eine gute Mund- und Zahngesundheit spielt eine entscheidende Rolle für die Allgemeingesundheit und kann das Immunsystem stärken. Es gibt eine enge Verbindung zwischen der Mundgesundheit und dem allgemeinen Wohlbefinden des Körpers. 

Warum sich eine gesunde Mundhöhle positiv auf die gesamte Gesundheit auswirkt:

  • Reduktion von Entzündungen: Bakterielle Infektionen und Entzündungen im Mund, wie Zahnfleischentzündungen (Gingivitis) oder Parodontitis, können sich auf den gesamten Körper ausbreiten. Entzündungsprozesse im Mund können chronische Entzündungen in anderen Teilen des Körpers verstärken und das Risiko für Erkrankungen wie Herzerkrankungen, Diabetes und Rheuma erhöhen.
  • Verminderung von Bakterienbelastung: Eine hohe Bakterienbelastung im Mund kann Bakterien in den Blutkreislauf freisetzen und zu Infektionen an anderen Stellen des Körpers führen. Ein gesundes Mundmilieu mit ausreichender Mundhygiene kann die Bakterienpopulation im Mund reduzieren und somit das Risiko von Infektionen verringern.
  • Gesunde Nährstoffaufnahme: Eine gesunde Mundhöhle ist wichtig für eine angemessene Nahrungsaufnahme. Zähne sind notwendig, um Nahrung effektiv zu kauen, was die Verdauung und die Aufnahme von Nährstoffen unterstützt. Eine schlechte Mundgesundheit, wie Zahnverlust oder Schmerzen, kann zu Einschränkungen bei der Nahrungsaufnahme führen und die Gesundheit beeinträchtigen.
  • Stärkung des Immunsystems: Die Mundhöhle ist eine wichtige Barriere gegenüber Mikroorganismen, die in den Körper eindringen könnten. Wenn Infektionen oder Entzündungen im Mund auftreten, muss das Immunsystem aktiv werden, um diese zu bekämpfen. Ein geschwächtes Immunsystem durch schlechte Mundgesundheit kann die Abwehrreaktionen des Körpers gegenüber anderen Krankheiten beeinträchtigen.
  • Entzündungsmanagement: Chronische Entzündungen im Mund können die Fähigkeit des Immunsystems zur Bekämpfung von anderen Entzündungen im Körper beeinträchtigen. Durch die Kontrolle von Entzündungen im Mund kann das Immunsystem besser auf andere Entzündungen reagieren.

Zahnpflege während der Chemotherapie

Die Zeit der Chemotherapie kann eine Herausforderung für die Mundgesundheit sein. Die Wirkung der Chemotherapie zielt nicht nur auf Krebszellen ab, sondern kann auch umliegendes Gewebe beeinträchtigen. Dies führt oft zu einer verschlechterten Wundheilung, besonders im sensiblen Bereich von Mundschleimhaut und Zahnfleisch. Hierdurch können wunde Stellen, Reizungen und Entzündungen entstehen. Eine gute Mundpflege während dieser Zeit ist daher von entscheidender Bedeutung. 

Tipps für die Zahnpflege bei Chemotherapie

  • Professionelle Zahnreinigung: Vor Beginn der Chemotherapie sollten Sie professionelle Zahnreinigungen durchführen lassen, um Ihre Mundgesundheit zu optimieren.
  • Regelmäßiges Zähneputzen: Putzen Sie Ihre Zähne zweimal täglich mit einer weichen Zahnbürste. Erneuern Sie die Zahnbürste alle vier bis sechs Wochen.
  • Vermeiden von säurehaltiger Zahnpasta: Verwenden Sie keine Zahnpasta mit Säuren oder Minze, da diese die Mundschleimhaut reizen könnten.
  • Reinigung von Zahnprothesen: Wenn Sie Zahnprothesen tragen, reinigen Sie diese nach jeder Mahlzeit und spülen Sie Ihre Mundhöhle aus.
  • Mundspülungen: Spülen Sie Ihren Mund nach den Mahlzeiten mit Wasser oder speziellen Spüllösungen zur Befeuchtung der Mundschleimhaut.
  • Verzicht auf Munddusche: Verwenden Sie keine Munddusche, da dies die Mundschleimhaut zusätzlich reizen könnte.
  • Pflege der Zahnzwischenräume: Verwenden Sie Interdentalbürstchen oder Sticks, um Ihre Zahnzwischenräume zu reinigen.
  • Lippenpflege: Pflegen Sie Ihre Lippen mit einem fetthaltigen Lippenbalsam, um Trockenheit und Rissbildung zu verhindern.
  • Zahnmännchen mit Schirm: Lutschen Sie Bonbons mit dem "Zahnmännchen mit Schirm", um Ihre Speichelproduktion anzuregen und den Mund feucht zu halten.
  • Trinken von Wasser: Trinken Sie ausreichend Wasser und ungesüßte Tees, um die Mundhöhle zu befeuchten.

Herausforderungen & Prävention

Krebsbehandlungen, insbesondere Operationen und Bestrahlungen im Bereich von Hals und Kopf, können erhebliche Auswirkungen auf die Mundgesundheit haben. Diese Therapien sind oft notwendig, um Krebszellen zu bekämpfen, können jedoch gleichzeitig auch gesundes Gewebe im Mund beeinträchtigen. Hier sind einige Aspekte zu beachten:

  • Nach chirurgischen Eingriffen: Nach einer Operation im Mund-, Hals- oder Kopfbereich ist das normale Zähneputzen möglicherweise vorübergehend nicht möglich, da die frische Wunde geschont werden muss. In diesem Fall ist es wichtig, die Mundhygiene dennoch aufrechtzuerhalten, indem Sie den Mund vorsichtig mit einer mundgerechten Spüllösung ausspülen und auf bestimmte Bereiche achten, die gereinigt werden können.
  • Bestrahlungen und Mundtrockenheit: Bestrahlungen im Kopf- und Halsbereich können zu Entzündungen und Schädigungen der Speicheldrüsen führen, was zu einer starken Mundtrockenheit führt. Diese verminderte Speichelproduktion kann das Risiko von Karies und Zahnfleischerkrankungen erhöhen, da der natürliche Selbstreinigungsmechanismus der Mundhöhle beeinträchtigt ist.
  • Frühzeitige zahnärztliche Betreuung: Wir empfehlen dringend, vor einer geplanten Operation oder Bestrahlung im Kopf- und Halsbereich Ihren Zahnarzt zu konsultieren. Eine gründliche Untersuchung ermöglicht es, bereits bestehende Zahnschäden zu behandeln und laufende Zahnbehandlungen abzuschließen. Darüber hinaus kann eine individuell angefertigte Strahlenschutzschiene entwickelt werden, die während der Therapie verwendet wird, um Zähne und Zahnfleisch vor der Strahlung zu schützen.

Bisphosphonate

Viele der Medikamente, die heute in der Krebstherapie zum Einsatz kommen, enthalten sogenannte Bisphosphonate. Dabei handelt es sich um Substanzen, die das Wachstum von Knochenmetastasen hemmen und den Mineralhaushalt unterstützen, um die Stabilität des gesunden Knochens zu verbessern. Allerdings sind auch diese nicht nebenwirkungsfrei. Es kann zu Schäden des Kieferknochens bis hin zur Kiefernekrose kommen, welche zur Lockerung oder gar zum Verlust von Zähnen führen kann.

Wir legen unseren Patienten deshalb ans Herz, vor dem Einsatz solcher Medikamente in unsere MED:SMILE-Zahnarztpraxis zu kommen, ihren Zahnarzt über ihre Diagnose und die anstehende Therapie zu informieren und sich von ihm untersuchen zu lassen. Gesunde Zähne und kräftiges Zahnfleisch senken das Risiko der oben erwähnten Nebenwirkungen. 

Sollten Zahnentfernungen, Kariesbehandlungen oder Ähnliches anstehen, sollten diese Eingriffe vorher durchgeführt werden. Von der Planung langwieriger oder komplizierter Zahnbehandlungen wie dem Einbringen eines neuen Zahnersatzes wird der Zahnarzt an dieser Stelle eher abraten.

ℹ️ HINWEIS: Sollte es im Verlauf der Therapie mit Bisphosphonaten zu Zahnproblemen kommen, sollten Patienten ihren Zahnarzt unbedingt konsultieren und ihn über die Einnahme informieren. Größere Zahnsanierungen werden dann nur mit großer Vorsicht durchgeführt. Die Behandlung von Karies und der Austausch insuffizienter Zahnfüllungen gestalten sich in den meisten Fällen unproblematisch.